Paare, die in ihrer Herkunftsfamilie oder im Verlauf ihrer Biographie traumatische Erfahrungen machen mussten, leiden oftmals zusätzlich zu den schlimmen Beziehungswunden an schwerwiegenden sexuellen Problemen. Es ist nicht bekannt, dass Erscheinungsformen wie Erektions- oder Orgasmusstörungen, Sexsucht oder erhöhter Pornograhiekonsum, Angst vor intimer Berührung oder die Abspaltung von Lust und Liebe Folgen einer posttraumatischen Belastungsstörung sein können. Die unverarbeiteten Traumata äußern sich vor allem in der sexuellen Begegnung oder der Verweigerung bzw. dem Fehlen intensiver körperlicher und emotionaler Nähe. Sexuelle Probleme führen in Partnerschaften nicht selten zu schlimmen Krisen und enden in einer Retraumatisierung oder der Trennung
Diese Weiterbildung richtet sich an Paare mit Traumahintergrund und/oder sexuellen Problemen sowie an Berufsgruppen, die in beratenden oder sozialen Kontexten tätig und mit Beziehungs- und Sexualproblemen traumatisierter Menschen konfrontiert sind. Fachkräfte in der psychosozialen Beratung, in der Suchthilfe, Trennungs- und Scheidungsberatung, in Notrufeinrichtungen oder Anlaufstellen bei häuslicher oder sexueller Gewalt haben mit eskalierenden Konflikten und großer Not infolge sexuell problematischer Verhaltensweisen in Familien zu tun. Ebenso haben Fachpersonen, die in einer eigenen Praxis tätig sind, mit Paaren zu tun, die an sexuellen Traumafolgestörungen, eskalierenden Krisen oder emotionaler Entfremdung und traumatisierenden sexuellen Problematiken leiden.
Fachkräfte im Beratungskontext oder Paar- und Sexualtherapeut/inn/en sind oftmals von den Traumafolgestörungen, welche sich auf die intime Begegnung des Paares auswirken und hier krisenhaft zum Ausdruck kommen, überfordert. In dieser Weiterbildung lernen die Teilnehmenden sexualtherapeutische Hilfen und Interventionen, sowie den Umgang mit den Folgen von Traumatisierung auf die Sexualität und die sexuelle Reaktion kennen. Sie erfahren Möglichkeiten der Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Methoden der Störungsbewältigung. Es gibt wirkungsvolle Methoden aus der Trauma-Begleitung und der Sexualtherapie, die für Paare mit sexuellen Funktionsstörungen ausgesprochen hilfreich sind.
Das Ziel dieser Weiterbildung besteht darin, die Auswirkungen einer Traumatisierung auf die sexuelle Funktion und intime Begegnung zu erkennen, die Begleitung traumatisierter Menschen mit sexuellen Problemen zu optimieren und hilfreiche Werkzeuge der Heilung und Begleitung zu vermitteln.